THE MUSEUM OF INTERNET. Bildstrategien im Netz: Analyse und Experiment

Seminar im Sommersemester 2017 an der Goethe-Universität Frankfurt am Main, Institut für Kunstpädagogik:

Die Aura des Kunstwerks, von der Walter Benjamin mit Bezug auf dessen rituelle Funktion spricht und die er mit Blick auf seine technische Reproduzierbarkeit problematisiert, muss heute, folgt man der Argumentation der beiden Kuratoren der erfolgreichen Image-Community Museum Of Internet, mit neuen Vorzeichen betrachtet werden.

SS2017

Denn mit dem Internet hat sich sowohl die Art und Weise, wie wir mit Bildern leben, als auch, wie wir sie beurteilen, verändert. Was Benjamin als Aura bezeichnete, das ‚Hier-und-Jetztʼ des Kunstwerkes, ist ihrem Verständnis

zufolge nahezu deckungsgleich mit dem aktuellen Begriff des ‚Buzzʼ, einer Form der Aura, die aber gerade auf einer massiven Reproduktion basiere, um so ihre performative Wirkung zu entfalten und ‚Kultʼ-Bilder zu erzeugen.

 

Die in verschiedenen Social-Media-Plattformen verankerte Webseite Museum of Internet fungiert dementsprechend, wie viele andere Image-Communities im Netz, als schwankender Scheinwerfer über dem kontinuierlichen Strom von Bildern. Für Momente werden Bilder, die von Usern generiert oder gefunden und direkt auf die Webseite hochgeladen wurden, hunderttausenden von Followern sichtbar. Die Bilder erscheinen nur auf den ersten Blick beliebig. Tatsächlich bilden sie in Inhalt und Form eine charakteristische Ästhetik ab, die sich erst im Kontext des Web 2.0 entwickeln konnte.

Wie Meme-Seiten in Sozialen Online-Netzwerken mit ‚Failsʼ ebenso wie mit der Überaffirmation beliebter Bildelemente neue Bildkonventionen etablieren,  wie diese Bilder die technischen Bedingungen, unter denen sie entstanden sind, durch bewusste gestalterische Eingriffe thematisieren, wie mit ihnen die Wahrnehmung des Alltags durch die Abbildung seiner gezielten Störung und Verfremdung irritiert und damit die Aufmerksamkeit für das absurde Moment geschärft wird, soll Thema dieser Lehrveranstaltung sein. Dabei wird es sowohl darum gehen, bereits bestehende Motive und Formate zu betrachten und zu kategorisieren, als auch darum, das Potential dieser neuen Bildformate für die eigene künstlerische und kunstpädagogische Praxis aufzunehmen und produktiv umzusetzen.