Die Tagung Because Internet am Institut für Kunst und Kunsttheorie der Universität Köln untersuchte die aktuellen Bedingungen des medienkulturellen Wandels nach dem Internet und die damit verbundenen Konsequenzen für kunstpädagogische Praxis und kulturelle Medienbildung.
Hier ein kleiner inhaltlicher Einblick in den von mir angebotenen Workshop:
#dolphins – Social Tagging und seine Potenziale für eine postdigitale Kunstpädagogik
Die Macher von Steve: The Museum Social Tagging Project waren 2006 nicht wenig von der Reaktion der User*innen ihrer digitalen Anwendung überrascht.Viele Besucher*innen des New Yorker Metropolitan Museums of Art verschlagworteten das von Haien strotzende Gemälde „Golfstrom“ vom Winslow Homer aus dem Jahr 1899 unter dem Schlagwort #dolphins. Aus kunstdidaktischer Perspektive erscheint der Erfolg des obengenannten Projekts vor diesem Hintergrund deshalb zunächst einmal eher fragwürdig. Zentrale Aspekte des Gemäldes wurden offensichtlich nicht richtig erkannt und eingeordnet. Die überraschte Reaktion der Kuratoren und Ausstellungsmacher war jedoch durchaus positiv. Erstmals erhielten diese konkrete Einblicke in die spontane Reaktion der Besucher*innen und deren mit diesem ersten Eindruck einhergehenden Assoziationen und affektiven Wertungen. Der 2004 von Thomas Vander Wal geprägte Begriff der „Folksonomy“ beschreibt die von User*innen zur Verschlagwortung von Inhalten im Netz angewandten Strategien. Mit ihm eröffnet sich eine neue Perspektive auf die Frage nach der Ordnung und Handhabung von Wissen in einem postdigitalen Zeitalter. Vander Wal beobachtete, dass User*innen (visuelle) Inhalte nicht immer entlang objektiver Kriterien der Klassifikation, sondern häufig stimmungsbezogen, mit Referenz auf entfernte Kontexte oder nach selbstgenerierten Worten und Wortpaaren verschlagworteten, um sie zu ordnen und wiederauffindbar zu machen. Diese Beobachtung stellt nicht nur Museen vor die Aufgabe, mit ihrer kunstvermittelnden Praxis zu diesen kulturellen „grass-roots“-Bewegungen aufzuschließen und die archivierten musealen Wissensbestände zumindest teilweise zu „demokratisieren“. Im Zuge der angebotenen Werkstatt sollen verschiedene Social Tagging-Projekte aus dem Bereich der Kunst- und Kulturvermittlung vorgestellt und besprochen werden. Dabei wird die Frage im Vordergrund stehen, wie sich die mit dieser Entwicklung einhergehenden Potenziale des „demokratischen“ Zugriffs und der subjektiven Kontextualisierung von visuellen Inhalten an die Bedürfnisse und strukturellen Gegebenheiten eines postdigitalen Kunstunterrichts anpassen lassen.