Mediale Jugendkultur als Schauplatz der Wiederaneignung und Reinszenierung religiöser Gesten und Symbole
Lehrveranstaltung im Sommersemester 2009, Hauptklasse Neue Medien, Institut für Kunstpädagogik, Frankfurt am Main
In dem Musikvideo zu „Stress“ hetzen Jugendliche im Zeichen des Kreuzes durch die Vororte von Paris und verüben Akte unmotivierter Gewalt. Das Kreuz, das auf ihren Bomberjacken prangt, sei gleichzeitig „Rock und Pop“ erläutert das Elektro-Punk Duo Justice in einem Interview die Wahl des Logos.
Jenseits von Bekenntnis oder Religionskritik eröffnet die Verwendung religiös konnotierter Symbole in popkulturellen Inszenierungskontexten damit ein weites Spektrum: von der rauen Härte (scheinbarer) Authentizität, über die Entrücktheit zarter Außerweltlichkeit, bis hin zum Glamour einer theatralisch-hedonistischen Selbstinszenierung. Im Rahmen des Seminars soll sich mit diesem Spannungsfeld unter Beobachtung aktueller popkultureller Tendenzen und ihrer Motive beschäftigt werden. Die Ergebnisse dieser Beschäftigung bilden dabei die Grundlage für eine eigenständige künstlerische Auseinandersetzung mit den Bildwelten religiöser Absonderung und ritueller Ekstase, den Attributen messianischer Selbstüberhöhung und verklärtem Martyrium.